Mittwoch, 9. September 2009

Ein trauriger Zustand


Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war Rolf, der Vater des heutigen Eigners der DORIS VON OCHTUM in Gedanken mit dem Bau eines neuen Schiffes beschäftigt. Das derzeitige Familienschiff, die stählerne klassische KR-Yacht OLES war zwar eine passable und mit 9.50m Länge nicht unbedingt kleine Segelyacht, doch man hatte auf den von der Ochtum aus unternommenen Urlaubsfahrten in die Ostsee damit begonnen, holländische Plattbodenyachten zu bewundern. Schiffe dieser Art waren derzeit immer häufiger anzutreffen, so dass Rolf bald in Betracht zog, eine Lemsteraak von 11 Meter Länge auf Kiel zu legen.
Nachdem ein erstes Halbmodell angefertigt und Risszeichnungen besorgt waren, wurde dieser Plan während des Sommerurlaubs 1973 wieder begraben, denn zufällig geriet man im Hafen von Ærøskøbing auf eines der ersten Treffen segelnder historischer Berufsfahrzeuge. Diese Szene unterschied sich in ihrer Buntheit und Vielseitigkeit doch sehr von der vereinsorientierten Welt der Yachtsegler und wusste, trotzdem man beim Versuch an einen Hamburger Skutsje längsseits zu gehen, in den Yachthafen verwiesen wurde, sofort zu begeistern. Dies waren richtige Schiffe...
(Einen interessanten Eindruck über die Atmosphäre dieser frühen Treffen vermittelt der Artikel "Zwischen Blazer und Barett" aus "Die Yacht" Nr.18/1973
)

Schiffstreffen Svendborg 1974
Dieses Schiffsleben ging zu Ende
Fortan wurde also nach einem passenden historischen Rumpf für eine Restaurierung Ausschau gehalten. Ein plattbodiges Fahrzeug mit wenig Tiefgang sollte es sein - am liebsten holländischer Bauart.
Eine erste Möglichkeit ergab sich 1974, als an der Kiespier des heimischen Hafens Ochtum eine ca. 22 Meter lange Frachtmotortjalk festmachte, die für relativ kleines Geld zum Verkauf angeboten wurde. Es handelte sich um eine nahezu originale Groninger Tjalk mit einem damals typischen hölzernen Ruderhaus hinter dem Roof. Ein tolles Schiff im Bestzustand, fahrtüchtig mit wohlklingender Maschine. Die Größe des Schiffes hemmte zunächst die Kaufentscheidung und so brauchte es einen sechswöchigen Sommerurlaub auf der Ostsee, bis man sich schließlich zum Erwerb durchgerungen hatte.
Leider war das Schiff in der Zwischenzeit nun schon in andere Hände übergeben worden. Ein Werftbesitzer aus Deichhausen hatte die Tjalk gekauft und in übersichtliche Stücke zerteilt, die in die Schrottpresse wanderten.
Glücklicherweise entdeckte der Vater im Oktober desselben Jahres ein anderes attraktives Objekt, das nach langwierigen Verkaufsverhandlungen schließlich im Herbst 1975 mit der Oles von der Lesum in die Ochtum geschleppt werden konnte:

NORDSTERN 1975 am Bootsanleger des Gut Weyhausens in Ochtum


Stehend auf dem Anleger: der heutige Eigner